Optimaler Sitzabstand zum TV und die richtige Bildschirmdiagonale selbst ermitteln: So geht’s!

Der folgende Artikel erläutert Dir, wie der optimale Sitzabstand zum Fernseher ist und warum es verschiedene Ansätze für den optimalen Sitzabstand zum TV gibt. Dafür geht der Artikel auf relevante Grundlagen wie die Auflösung, die Punktdichte (auch Pixeldichte genannt) und weitere Kriterien ein. Außerdem erfährst Du, ob sich für Dich ein Fernseher mit UHD-Auflösung lohnt oder ob nicht ein günstigerer TV mit Full HD Auflösung, aber gleicher Display-Diagonale, ausreicht.

Die Berechnung des richtigen Sitzabstandes zum TV

Wie zu fast allen technischen Daten gibt es auch bei dem Sitzabstand zum Bildschirm eine mögliche Berechnung. Es gibt jeweils zwei Abstände zum Fernseher: der minimale Sitzabstand und der optimale Sitzabstand.

Der minimale Sitzabstand zum Fernseher

Der minimale Sitzabstand wird durch das Auflösungsvermögen des Auges bestimmt. Unterschreitet man den minimalen Sitzabstand, kann man einzelne Pixel erkennen. Die oben genannte Formel zur Pixeldichte gibt die notwendige Pixeldichte bei gegebenem Sitzabstand an, die ein Fernseher benötigt, um einzelne Pixel nicht mehr erkennen zu können.

Trägt man den minimalen Sitzabstand nach der Display-Diagonale und der Auflösung auf, erhält man folgendes Diagramm.

Minimaler Sitzabstand nach Displaydiagonale und Auflösung

Bei einem 50 Zoll Panel muss man bei HD Ready Auflösung mindestens ca. 2,7m entfernt sitzen, damit man die einzelnen Bildpunkte nicht erkennen kann. Bei der Full HD Auflösung sind es ca. 1,9m und bei der UHD Auflösung kann man mit ca. 0,95m direkt am Bildschirm „kleben“, ohne einzelne Pixel erkennen zu können.

Der optimale Sitzabstand zum Fernseher

Für den optimalen Sitzabstand zum Fernseher gibt es verschiedene Theorien: alle haben gemein, dass der Sitzabstand als Winkel („viewing angle“) angegeben wird. Dabei betrachtetet man den Zuschauer direkt vor dem Fernseher und zieht zwei Geraden vom Kopf des Zuschauers zu den Rändern des Fernsehers. Der Winkel, der in diesem gleichschenkligen Dreieck entsteht ist die sogenannte „viewing angle“. Das folgende Bild zeigt drei Beispiele:

Optimaler Sitzabstand TV

Die im Bild dargestellten Winkel beschreiben die drei Empfehlungen, die sich in einem Artikel zum optimalen Sitzabstand bei Full HD Auflösungen nachlesen lassen.

Beim 20° Blickwinkel (entspricht einem Multiplikator von 2,5) sitzt der Zuschauer weiter vom Fernseher entfernt. Hat man beispielsweise einen 55 Zoll Fernseher, so berechnet sich der Sitzabstand wie folgt (1 Zoll = 2,54 cm): 55 Zoll * 2,54 * 2,5 = 349,25 cm oder 3,49m. Beim 55 Zoll TV (und Full HD Auflösung) ist der optimale Sitzabstand mit 2,5 bei ca. 3,5m.

Die Organisation „Society of Motion Picture and Television Engineers” (SMPTE) wiederrum empfiehlt einen größeren Blickwinkel von 30°, der den Zuschauer damit automatisch näher an den Fernseher bringt. Das entspricht einem Multiplikator von 1,6. Bei dem 55 Zoll TV Beispiel ergibt sich damit ein berechneter Sitzabstand von: 55 Zoll * 2,54 * 1,6 = 223cm oder 2,23m. Laut SMPTE soll man also deutlich näher am TV sitzen.

Sehr extrem, weil sehr nah am Bild, hält es die US-Firma THX, die u.a. Empfehlungen für das Kino-Setup gibt. Laut THX ist die „best-seat-to-screen-distance“ bei einem Winkel von 40° erreicht, was einem Multiplikator von 1,2 entspricht. Mit dem Beispiel des 55 Zoll Fernsehers sitzt man hier: 55 Zoll * 2,54 * 1,2 = 167 cm vom Bildschirm (bzw. in dem Fall von der Leinwand) entfernt.

Das folgende Diagramm illustriert den optimalen Sitzabstand je nach Empfehlung.

Optimaler Sitzabstand nach Displaydiagonale und Empfehlung

In dem folgenden Diagramm sind der minimale Sitzabstand und der jeweils empfohlene Sitzabstand in einem Diagramm aufgetragen. Man kann erkennen, dass bei Einhaltung der THX-Empfehlung ein Fernseher mit UHD-Auflösung zu wählen ist, weil man bei gröberen Auflösungen ansonsten die einzelnen Pixel erkennen könnte. Folgt man der SMPTE-Empfehlung, kann knapp ein Fernseher mit Full HD Auflösung verwendet werden.

Empfohlener Sitzabstand und minimaler Sitzabstand nach Auflösung und Displaydiagonale im VergleichWer selber seine Werte einmal durchrechnen möchte, kann dies mit zwei Online-Rechnern probieren, die den optimalen Sitzabstand ausrechnen. Bei carltonbale steht mehr das Heimkino mit Leinwand im Vordergrund. Eine weitere Ressource zur Berechnung ist bei myhometheater.homestead.com zu finden.

Für den normalen TV-Schauer hat sich ein Faktor von 2 bis 2,5 als sehr gut dargestellt. Für das bewährte 55 Zoll TV Beispiel ergibt sich mit einem Faktor von 2 ein Sitzabstand von 2,79m.

Brauche ich einen UHD-Fernseher oder reicht ein Full-HD-TV?

Häufig wird uns die Frage gestellt: brauche ich tatsächlich eine Fernseher mit UHD-Auflösung oder reicht nicht ein genau so großer mit Full HD Auflösung?

Auch hier ist es wieder eine Frage des Sitzabstands und der persönlichen Vorliebe: es ist unbestritten, dass ein UHD-Fernseher mit dem integrierten Upscaler bei entsprechendem Eingangssignal ein scharfes Bild zaubern kann. Stellt man einen TV mit UHD-Auflösung und einen TV mit Full HD Auflösung (mit gleicher Displaydiagonale) nebeneinander, erkennt man bei einem bestimmten Abstand einen deutlichen Unterschied. Entfernt man sich jedoch immer weiter vom Fernseher, werden die Unterschiede in den Details immer marginaler.

Das folgende Diagramm zeigt genau diesen Effekt, in dem es die Bereiche aufzeigt, bei denen von einer höheren Auflösung profitiert wird (nach einer Darstellungsidee von THX).

Wann profitiert man von einer höheren TV Auflösung?Es hängt also ganz klar vom Sitzabstand UND von der Display-Diagonale ab, welche Auflösung ausreicht. Hat man einen großen Sitzabstand, kann sich also eher ein Fernseher mit Full HD Auflösung und größerem Display bei gleichem Preis eher lohnen als ein UHD-Fernseher.

Grundlagen

Wir starten mit einigen Grundlagen zum Thema Auflösung und dem Auflösungsvermögen des menschlichen Auges. Wenn Du die Begriffe bereits kennst, kannst Du die jeweiligen Kapitel auch überspringen.

Was bedeutet die Auflösung „Ultra HD“ oder „UHD“?

Der Begriff „Ultra HD“ stammt aus dem Englischen und bedeutet ins Deutsche übersetzt „Extrem hohe Auflösung“. Das ist bei dem Fernseher mit der UHD Auflösung der Fall. Anders als bei normalen Full HD-Screens verfügt der UHD über eine viermal höhere Auflösung des Bildes. Der Abmessungsbereich der Pixel ist ebenfalls bis zu viermal höher als bei normalen Full HD-Geräten, weshalb dies technisch gesehen für ein besseres Bild sorgt. Denn beim Full-HD werden nur etwa 1920 x 1080 Pixel in einem bestimmten Bereich aufgelöst, während es beim Ultra HD 3840 x 2160 Pixel sind. Während sich hierbei, wie man sehen kann, die Zahl verdoppelt, wird jedoch bei den Pixeln von einer Vervierfachung gesprochen. Denn nun sind anstelle von beispielsweise zwei Millionen Pixeln insgesamt acht Millionen Pixel im Bild enthalten. Damit dies bewerkstelligt werden kann, werden die Pixel mit geringerem Abstand untereinander eingesetzt und verkleinert. Je höher die Auflösung beim Bildschirm ist, umso geringer ist der Abstand bei den einzelnen Pixeln voneinander. Mit dem PPI-Calculator von sven.de kann man sich beispielhaft die Pixeldichte mit der UHD-Auflösung und der Bildschirmdiagonale ausrechnen: bei der UHD Auflösung und einer Bildschirmdiagonale von 55 Zoll beträgt der Wert 80 ppi. Bei 65 Zoll sind es nur noch 67 ppi.

Was bedeutet die Auflösung „Full HD“?

Unter dem Begriff „Full HD“ wird „volle Hochauflösung“ verstanden. Full HD wird auch als 1920 x 1080 Pixel angegeben. Wenn man die gesamte Pixelanzahl ausrechnet, kommt hierbei 2.073.600 Pixel heraus. Dies ist etwa viermal weniger als bei der Ultra HD Auflösung. Der Abstand zwischen den einzelnen Pixeln ist allerdings, im Vergleich zur Ultra HD Auflösung, größer. Mit dem Beispiel von oben und dem 55 Zoll TV liegt die Pixeldichte bei der Full HD Auflösung bei 40 ppi.

Was bedeutet die Auflösung „HD Ready“?

HD Ready wird ins Deutsche übersetzt auch „HD bereit“ genannt. Dies liegt vor allem daran, dass mit HD ready die ganze HD-Technik langsam anfing. Daher weist HD Ready eine schlechtere Bildschirmauflösung als Full HD auf. Bei einem Vollbild werden mit HD ready etwa 1366 x 768 Pixel angewendet. Die Pixelanzahl beträgt in diesem Fall 1.049.088 Pixel. Bleiben wir bei dem Beispiel des 55 Zoll Fernsehers: bei der HD Ready Auflösung liegt die Pixeldichte bei nur 28 ppi. Daher wird man nur selten Fernsehern dieser Größe mit der geringen Auflösung finden.

Was sind die Unterschiede zwischen „Flat“ und „Curved“ Displays?

Der Flat-Screen verfügt über ein flaches Bild, wohingegen der Curved-Screen über einen leicht gewölbten Bildschirm verfügt. Da die Curved-Fernseher einen gleichbleibenden Blickwinkel gegenüber dem Flatscreen aufweisen, bleibt auch an den Rändern Bildschärfe gut erhalten. Das Auge hat also zur Mitte des TVs denselben Abstand wie zum Rand des TVs. Beim Flat-TV gibt es zum Bildschirmrand hingegen leichte Kontrastveränderungen, die aufgrund des geraden Bildschirms entstehen. Dies hat den Nachteil, dass das Bild an den Rändern leicht unscharf wirken kann. Beim Curved-TV tritt dieses Kontrastproblem jedoch nicht auf. Da der Bildschirm hier leicht gewölbt ist, fällt die Kontrastveränderung nicht mehr auf.

Da Curved- sowie Flat-TVs vom Zuschauer mit dem gleichen Blickwinkel angesehen werden, muss ebenfalls auf den Aufstellabstand zum Sitzplatz geachtet werden. Ein Curved-Screen, der genauso groß wie ein Flat-Screen ist, wirkt aufgrund seines gewölbten Bildschirms größer. Daher sollte ein Curved-Screen etwas weiter vom Sitzplatz entfernt stehen als der gleich große Flat-Screen.

Wenn der Fernseher zu klein ist…

…kann es durchaus problematisch werden: denn zu kleine Fernseher können die wahrgenommene Qualität von Filmen deutlich einschränken. Details gehen im Bild verloren und können vom Zuschauer aufgrund des Auflösungsvermögens des Auges nicht mehr wahrgenommen werden. Das sieht man sehr gut an der Laufschrift bei einem Nachrichtensender: diese sind mittlerweile für große Displays mit höherer Auflösung ausgelegt. Auf älteren Fernsehern mit kleinem Display und schlechter Auflösung sind diese schwer zu erkennen. wird ebenfalls schwerer zu lesen sein, da diese technisch an größere Bildschirme angepasst wurde. Außerdem sind zu kleine Bildschirme schlecht für Sehgeschädigte, da das Bild dann oft unscharf wirkt. Kleinere Bildschirme eignen sich daher nur, wenn der Fernseher direkt vor einem platziert ist, wie es beispielsweise in einer kleineren Wohnung bzw. in einem kleineren Zimmer häufig der Fall ist.

Wenn der Fernseher zu groß ist…

…gibt es keinen Grund zur Sorge. Denn wenn der Bildschirm wirklich zu groß ist, jedoch eine gute Bildqualität aufweist, kann er einfach ein Stück weiter nach hinten versetzt werden. Jedoch kann es für die Bildqualität auch zu große Bildschirme geben. Ein Nachteil könnte sein, dass der Kopf beim Fernsehen mit einem zu großen Bildschirm immer gedreht werden muss, um den gesamten Inhalt zu erfassen. Nach gewisser Zeit könnte dies zu Nackenschmerzen führen. Eventuell hat man sich selber schon in dieser Situation erlebt: im Kino ist nur noch die erste Reihe frei und man schaut sich einen schnellen Action-Film an. Der Zuschauer muss seinen Kopf laufend drehen und kann den Inhalt der jeweiligen Szene nicht auf einen Blick erfassen.

Das menschliche Auge und sein Auflösungsvermögen

Das menschliche Auge kennt bestimmte Grenzen, wenn es um die Bildschirmauflösung geht. Wenn das Bild sehr hoch aufgelöst ist, nimmt das menschliche Auge dies meist gar nicht gegenüber einer geringeren Auflösung wahr. Im Sehorgan des Menschen befinden sich zwischen 100 Millionen und 130 Millionen Rezeptoren, die die Auflösung unseres Umfeldes bestimmen. Die Rezeptoren teilen sich wiederum in Stäbchen (für das Sehen bei Dämmerung und Nacht) und Zapfen (für das Sehen bei Tag) auf. Die Zapfen wiederum haben Blau-, Grün- und Rotrezeptoren.

Das Auge kann Punkte, die einen bestimmten Abstand haben, noch als getrennte Punkte wahrnehmen. Der Begriff dafür ist das Auflösungsvermögen des Auges. Dabei spielen vor allem Lichtaussendungen der Pixel sowie Intervalle der Augenrezeptoren eine Rolle. Dieses Zusammenspiel bestimmt darüber, wie scharf (oder Unscharf) der Mensch ein Bild sieht.

Bei Bildschirmen spricht man von Pixel per Inch (ppi) und bezeichnet die Punktdichte. Das heißt so viel wie: Eine bestimmte Anzahl von Pixeln in einem Bereich von 2,54 Zentimetern. Das Auge kann laut Diskussion zum Auflösungsvermögen und einer Dissertation vom Ingenieur Hans Kiening Punkte auf eine Entfernung von 1m als getrennt wahrnehmen, wenn diese einen Abstand von 0,2 mm bis 0,3 mm haben. Gehen wir davon aus, dass die Punkte unendlich klein sind, aber leuchten, so können wir bei einem Punktabstand von 0,3 mm die Punktdichte in ppi berechnen: 1/(0,3 mm*Abstand in m) * 25,4mm ergibt ca. 85 ppi bei einem Abstand von 1 m. Was bedeutet das jetzt genau? Hat man einen Abstand von einem Meter zu einem Objekt, muss dieses eine Punktdichte von mehr als 85 ppi aufweisen, um nicht einzelne Punkte erkennen zu können. Bei 0,3 m beträgt die notwendige Punktdichte 282 ppi. Diese Erkenntnisse benötigen wir später für die Berechnung des minimalen Sitzabstands zu einem Fernseher.

Die Punktdichte bei TV-Panels

Die oben genannte Definition für die Punktdichte kann für verschiedene Auflösungen und Display-Diagonalen berechnet werden (siehe Formel zur Punktdichte bei Bildschirmen). Trägt man die Ergebnisse nach verschiedenen Bildschirmdiagonalen und Auflösungen auf, erkennt man die abnehmende Punktdichte bei zunehmender Display-Diagonale.

Pixeldichte TV nach Auflösung

Bei einem größeren Panel ist die Punktdichte bei gleicher Auflösung also geringer. Damit man die einzelnen Bildpunkte nicht erkennen kann, muss man sich bei größerem Panel weiter weg setzen.

Fernseher nach Bildschirmdiagonale sortiert

Die großen TV-Hersteller wie Sony, LG und Samsung haben bestimmte Bildschirmdiagonalen als Quasi-Standard etabliert. Eine Auflistung der gefragtesten Diagonalen findest Du hier:

Fazit

Beim Sitzabstand gilt zu unterscheiden: was ist der minimale Sitzabstand, der von der Auflösung abhängt? Was ist der optimale Sitzabstand, der von der Displaydiagonale abhängt. Ein Verhältnis von 2 bis 2,5 zur Display-Diagonale hat sich für den normalen TV-Schauer als sehr gut erwiesen. Wer ein Heimkino aufbauen möchte, sollte sich eher an den Empfehlungen von THX und SMPTE orientieren und einen Faktor von 1,2 bis 1,6 einsetzen. Hier ist dann jedoch ein UHD-Fernseher ein Pflichtkauf, da das Full HD Bild zu grobkörnig sein könnte. Mit den oben dargestellten Diagrammen kannst Du für Dich den optimalen Sitzabstand bestimmen.

Eventuell ist die Display-Diagonale oder der Sitzabstand durch das Wohnzimmer bereits vorgegeben, so dass man sich höchstens den optimalen Werten nähern kann. Unabhängig von den hier dargestellten optimalen Sitzabständen ist es jedoch auch ein persönliches Empfinden, was einem zusagt. Daher: nimm einfach einen Zollstock und messe Deinen aktuellen Sitzabstand nach. Eventuell kommt heraus, dass Du einen größeren Fernseher benötigst…

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